Essstörungen
Essstörungen sind psychosomatische Erkrankungen, die sich aufgrund seelischer Belastungen entwickeln können. Im Wesentlichen gibt es drei Kategorien von Essstörungen, wobei die verschiedenen Formen und Ausprägungen von Essstörungen ineinander übergehen oder Mischformen bilden können.
Die Seite des Bundesgesundheitsministeriums informiert über Formen und mögliche Ursachen von Essstörungen.
Anorexia nervosa (Magersucht)
Bei der Magersucht wird die Nahrungsaufnahme auf ein Minimum reduziert. Die Betroffenen fühlen sich hierdurch autonom und unabhängig. Das Erreichen ihres Traumgewichtes verfolgen sie ehrgeizig mit strenger Nahrungskontrolle, durch übertriebene sportliche Aktivitäten und den Gebrauch von Appetitzüglern und Abführmitteln. Trotz des erreichten Idealgewichts nehmen sich die Betroffenen als übergewichtig wahr und sind nicht mehr in der Lage, mit dem Hungern aufzuhören.
Magersüchtige Mädchen werden häufig als gute, ehrgeizige und leistungsorientierte Schülerinnen beschrieben, die ihr hohes Leistungsniveau trotz körperlicher Auszehrung lange halten.
Auffällig ist, dass sich Magersüchtige sehr gerne mit Nahrungszubereitung befassen, Rezepte sammeln und üppige Mahlzeiten für andere zubereiten.
Körperliche Folgeerscheinungen sind u. a.
Absinken von Stoffwechsel, Blutdruck und Körpertemperatur (Müdigkeit, Frieren, Verdauungsstörungen)
hormonelle Veränderungen (trockene Haut, brüchiges Haar, Ausbleiben der Periode)
eine immunologische Dysfunktion (Anfälligkeit für Entzündungen) u.v.m.
Der selbst herbeigeführte Hungerzustand veranlasst den Körper dazu, möglichst viel Energie einzusparen.
Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht)
Die Betroffenen erleben Heißhungerattacken, bei denen sie kalorienrieche, leicht zu verzehrende Nahrung wahllos, gierig und in großen Mengen in sich hineinstopfen. Durch anschließendes Erbrechen und/oder den Gebrauch von Abführmitteln soll diese Nahrungsaufnahme ungeschehen gemacht werden. Das mit Schuldgefühlen und Ängsten behaftete „verbotene Essen“ soll rückgängig gemacht und das Gewicht reguliert werden.
Körperliche Folgen können sein:
Verletzung der Speiseröhre
angegriffenes Zahnfleisch sowie Schädigung des Zahnschmelzes
es kann zu Einrissen der Speiseröhre kommen
Störung des Elektrolythaushaltes
Gebrauch von Appetitzüglern kann Schlaf- und Konzentrationsstörungen verursachen, ebenso Kopfschmerzen
Binge Eating (Esssucht)
Esssüchtige essen regelmäßig zu viel und sind vom äußeren Erscheinungsbild her übergewichtig. Sie spüren nicht, ob sie Hunger haben oder evtl. emotionale Bedürfnisse mit Hilfe des Essens befriedigen wollen. Das Gefühl des „Satt Seins“ haben sie verloren; so nehmen sie große Nahrungsmengen zu sich, obwohl sie nicht hungrig sind.
Das Essen ist nicht mehr mit Genuss verbunden, sondern wird von Schuld- und Schamgefühlen begleitet. Oft wird heimlich und alleine gegessen.
Kinder, die in einem entmutigenden Familienklima aufwachsen, neigen dazu, Trost im Essen zu finden, was zu Übergewicht führen kann. Ihre Fähigkeiten werden nicht gefördert. Die Eltern fühlen sich oft selber überfordert und sind wenig in der Lage, ihren Kindern geeignete Möglichkeiten im Umgang mit Gefühlen und Bedürfnissen und im Lösen von Konflikten und Problemen zu vermitteln. Diese Kinder lernen oft schon im Vorschulalter, Essen als Trost, Belohnung und Beruhigung einzusetzen.
Folgen einer Esssucht:
TYP 2 Diabetes
Bluthochdruck
hoher Cholesterinspiegel
Gallenleiden
Herz- und Kreislauferkrankungen
Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates
Störung der Atemfunktion
Venenleiden
Schwangerschaftskomplikationen
Essstörungen können lebensbedrohlich werden!
Deshalb sollten sich Betroffene, Angehörige oder Fachkräfte nicht scheuen, professionelle Hilfe zu suchen.
Essstörungen sind heilbar!
Je früher und passgenauer die Unterstützung, desto besser und dauerhafter ist der Erfolg.
Wo finde ich Unterstützung und Hilfe?
Wenn diese Frage im Raum steht, ist der erste Schritt meist schon getan. Wichtig ist, ein Essproblem als solches zu erkennen uns sich das auch einzugestehen.
Um sich nicht weiter vom Essen kontrollieren zu lassen, sondern das Leben selber wieder in die Hand zu nehmen, kann professionelle Unterstützung hilfreich sein.
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Stand 02/2021